Als Fotograf, Künstler und Geschichtenerzähler liebe ich es, Menschen mit meiner Arbeit zu berühren. Neben meinen Bildern schreibe ich auch Kindermärchen, die ich auf meiner Facebook-Seite teile. Diese Geschichten entspringen meiner Fantasie und dem Wunsch, kleine und große Leser*innen in magische Welten mitzunehmen – so wie in die Geschichte der kleinen Spinne Gisela.
Besonders am Herzen liegt mir, dass meine Märchen nicht nur durch Worte lebendig werden. Ich fertige handgemachte Stofftiere, die den Geschichten ein greifbares Gesicht verleihen. Diese Figuren schenken Trost, Freude und ein kleines Stück Magie. Einige meiner Kreationen habe ich auch an Kinder in Hospizen verschenkt, um ihnen in schwierigen Zeiten ein Lächeln zu schenken.
Die kleine Spinne Gisela ist eine dieser Geschichten, die von Mut, Freundschaft und der Kraft der kleinen Dinge im Leben handelt. Sie zeigt, wie eine scheinbar unscheinbare Spinne Großes bewirken kann. Für mich sind Märchen mehr als nur Geschichten – sie sind Brücken in eine Welt, in der alles möglich ist. Auf Facebook teile ich solche Geschichten mit allen, die bereit sind, sich ein kleines Stück verzaubern zu lassen.
Es war einmal eine kleine Spinne mit dem schönen Namen Gisela, die in einer dunklen Ecke hinter einem Schrank lebte – in einem gemütlichen Zimmer eines kleinen Mädchens.
Dort, hinter dem Schrank, hatte sich Gisela, wie viele Spinnen es tun, ein Netz gesponnen und es sich hübsch und heimelig eingerichtet. Auf ihrem Sofa lagen Kissen, die sie selbst geknüpft hatte, und auf ihrem Tisch lag ein selbstgehäkeltes Platzdeckchen, unter dem eine große Tasse süßen Kakaos stand.
Gisela krabbelte jeden Tag durch ihr Netz und befreite es von Staubflusen, die sich hin und wieder hinter den Schrank verirrten. Sie kochte ihren wunderbaren Kakao und wartete darauf, dass jemand an den Fäden ihres Netzes zupfte und sie besuchen kam. Doch egal, wie sehr sie sich beim Putzen und Aufräumen anstrengte – niemand kam zu ihr hinter den Schrank, um sich mit ihr zu unterhalten. Mit der Zeit wurde Gisela immer trauriger und einsamer. Sie putzte weiterhin ihr Netz, kochte ihren Kakao und wartete, aber mit jedem Tag, der verging, wurde ihre Traurigkeit größer.
Eines Tages erbebte das gesamte Netz so stark, dass Gisela von ihrem Sofa fiel und sich komplett in ihren sechs Beinen verknotete. Auch die Tasse Kakao, die sie sich gerade gekocht hatte, purzelte mit einem lauten Plumps vom Tisch.
„Huch, was war denn das?“ fragte sich Gisela erstaunt, während die Fäden ihres Netzes immer noch bedrohlich wackelten. Sie schüttelte ihren Kopf und raunte: „Erdbeben gibt es hier im Kinderzimmer doch gar nicht!“
Es dauerte eine Weile, bis die kleine Spinne ihre Beine wieder geordnet hatte. Dann krabbelte sie vorsichtig unter dem Schrank hervor.
Mitten im Kinderzimmer, in dem sich der Schrank befand, hinter dem Gisela wohnte, stand ein großer Junge, der zwei Türen weiter sein eigenes Zimmer hatte. Der Junge hielt einen feuerroten Ball in die Luft, während das kleine Mädchen vergeblich versuchte, den Ball zu bekommen. Immer wieder warf der Junge den Ball gegen den Schrank, hinter dem Gisela lebte, und lachte laut, während das kleine Mädchen kurz davor war, bitterlich zu weinen.
„So ein Rüpel!“ schimpfte Gisela, doch sie war zu klein, um dem Jungen den Ball wegzunehmen und ihn dem Mädchen zu geben. „Das geht nicht! Der Junge macht mir noch alle meine Kakaotassen kaputt, wenn das so weitergeht!“ Und tatsächlich – die Tassen hinter dem Schrank klapperten laut im Netz von Gisela.
Kurzentschlossen kletterte Gisela die Wand bis zur Decke empor und schlich sich an der Decke entlang, bis sie direkt über dem Kopf des bösen Jungen war. Sie knotete ein Ende eines Fadens an die Lampe, nahm das andere Ende zwischen ihre Beine und ließ sich einfach fallen.
Plumps – landete Gisela mitten im Gesicht des Jungen, der vor Schreck sofort den Ball fallen ließ.
„Schäm dich, du Rüpel! Wie kannst du nur ein kleines Mädchen so ärgern? So etwas macht man nicht!“ meckerte Gisela. „Und außerdem wackelt mein ganzes Netz hinter dem Schrank so stark, dass meine Kakaotassen klappern.“
Der Junge bekam mächtig Angst vor Gisela, die auf seiner Nase natürlich riesig aussah, und rannte aus dem Zimmer, um sich hinter der Kittelschürze seiner Mutter zu verstecken. Als die Mutter ins Kinderzimmer kam, um nachzusehen, was passiert war, saß das kleine Mädchen lachend vor dem Schrank. Die Mutter schüttelte den Kopf, wunderte sich und ging wieder hinaus.
Was die Mutter nicht gesehen hatte, waren die zwei dampfenden Tassen süßen Kakaos, die vor dem Mädchen standen, und die kleine Spinne Gisela, die zufrieden hinter den Schrank zurückkrabbelte. Von diesem Tag an hatte Gisela eine beste Freundin, mit der sie lachen und Geschichten erzählen konnte – und sie war nie wieder allein.
Gisela hat einen Durchmesser von fast 50 cm. Ihr Körper ist aus Jeans gefertigt und mit Perlen bestickt. Die Beine bestehen aus mit Jeans umwickeltem Aluminium.