Das Märchen vom Traumofant

Eine Herzensangelegenheit: Märchen und Kuscheltiere für Hoffnung und Trost

Als Fotograf, Künstler und Geschichtenerzähler liegt es mir besonders am Herzen, Kindern in schwierigen Lebenssituationen ein Stück Hoffnung und Trost zu schenken. Neben meiner Fotografie nähe ich handgefertigte Kuscheltiere, die mit einzigartigen Märchen zum Leben erweckt werden. Eine dieser Geschichten ist die von Heinrich, dem Traumofant, einem kleinen Elefanten, der mit Sternen und Träumen durch die Nacht reist, um Kindern den Mut zu geben, sich sicher und geborgen zu fühlen.

Die Arbeit mit Kindern, deren Eltern im Hospiz betreut werden, ist mir eine besondere Herzensangelegenheit. Für diese Kinder gestalte ich aus den Lieblingskleidungsstücken der Eltern individuelle Kuscheltiere. Diese Stofftiere werden zu greifbaren Erinnerungen, die Trost und Geborgenheit spenden. Zu jedem Tier schreibe ich ein passendes Märchen, das die Kinder ermutigt, ihrer Fantasie zu folgen und in schweren Zeiten Hoffnung zu finden.

Die Geschichte von Heinrich, dem Traumofant, erzählt von einem mutigen kleinen Elefanten, der einem Kind hilft, die Sterne zu verstehen und einen wunderschönen Traum zu finden. Solche Erzählungen sind mehr als Geschichten – sie sind Brücken, die Kindern helfen, sich in schweren Momenten sicher zu fühlen.

Für Kinder, die mit Verlust und Trauer umgehen müssen, können Kuscheltiere und Märchen eine unschätzbare Rolle spielen. Sie bieten nicht nur Trost, sondern auch eine Möglichkeit, Gefühle auszudrücken und sich geborgen zu fühlen. Durch die handgemachten Stofftiere und die dazugehörigen Geschichten möchte ich diesen Kindern in schwierigen Zeiten ein wenig Licht und Wärme schenken.

Heinrich, der Traumofant, ist dabei ein Symbol für diese Arbeit. Er flüstert den Kindern Mut zu und zeigt, dass Träume, Hoffnung und Geborgenheit auch in den dunkelsten Momenten zu finden sind.

Das Märchen vom Traumofant

Es war einmal, vor gar nicht so langer Zeit – vielleicht letzte Woche, vielleicht auch erst gestern –, da lebte ein kleines Mädchen namens Clara. Clara war ein fröhliches Kind mit großen, neugierigen Augen, die wie kleine Monde leuchteten, wenn sie nachts den Himmel betrachtete. An diesem Tag war Clara viel länger draußen geblieben als sonst. Auf dem Heimweg hatte sie die glitzernden Sterne bewundert, die wie funkelnde Diamanten über ihr am Himmel schimmerten.

Als sie ins Bett ging, wollte sie nicht schlafen. Der Gute-Nacht-Kuss war schon gegeben, das Licht gedimmt, aber Clara saß kerzengerade in ihrem Bett. „Wie schön wäre es,“ dachte sie, „über die Wolken zu fliegen und die Sterne einmal aus der Nähe zu sehen! Vielleicht könnte ich sie sogar durcheinanderbringen. Wie lustig wäre das!“ Ein verschmitztes Lächeln huschte über ihr Gesicht. Doch gerade als sie sich zurücklehnen wollte, raschelte es plötzlich am Fußende ihres Bettes. Clara erstarrte. „Was war das?“, dachte sie und zog die Bettdecke bis über die Nase. Ihr Herz klopfte wie ein Trommelwirbel. Als das Rascheln nicht aufhörte, nahm sie all ihren Mut zusammen und hob vorsichtig die Decke ein kleines Stückchen an. Und da war er – ein kleiner, kugelrunder Elefant mit großen, freundlichen Augen und einem weichen, flauschigen Fell, das im schwachen Licht des Zimmers schimmerte.

Traumofant - Kuscheltier von Brian Lorenzo
Traumofant -Kuscheltier von Brian Lorenzo Seitenansicht

Doch gerade als sie sich zurücklehnen wollte, raschelte es plötzlich am Fußende ihres Bettes. Clara erstarrte. „Was war das?“, dachte sie und zog die Bettdecke bis über die Nase. Ihr Herz klopfte wie ein Trommelwirbel. Als das Rascheln nicht aufhörte, nahm sie all ihren Mut zusammen und hob vorsichtig die Decke ein kleines Stückchen an. Und da war er – ein kleiner, kugelrunder Elefant mit großen, freundlichen Augen und einem weichen, flauschigen Fell, das im schwachen Licht des Zimmers schimmerte.

„Wer bist du?“ flüsterte Clara, immer noch ein wenig ängstlich, aber auch neugierig.

„Ich bin Heinrich, der Traumofant,“

sagte der kleine Elefant mit einer sanften, beruhigenden Stimme. „Du darfst die Sterne nicht durcheinanderbringen.“

Clara blinzelte verwirrt. „Warum nicht?“

 

Heinrich setzte sich gemütlich an das Fußende ihres Bettes, während sein kleiner Rüssel leise schnaubte. „Die Sterne sind nicht nur schön anzusehen,“ erklärte er. „Sie haben eine wichtige Aufgabe. Jede Nacht zeigen sie den Träumen, zu welchem Kind sie fliegen sollen. Wenn du sie durcheinanderbringst, finden die Träume nicht mehr ihren Weg. Dann würde niemand mehr richtig schlafen können – auch du nicht.“

Clara lauschte gebannt. „Wirklich?“ fragte sie. „Aber was passiert, wenn die Träume sich verirren?“

„Oh,“ seufzte Heinrich, „das wäre ein großes Durcheinander. Manche Träume würden nie ankommen, und andere würden den falschen Kindern gebracht. Stell dir vor, ein Traum vom Fliegen würde einem Kind gegeben, das Angst vor Höhen hat! Oder ein Traum von Schokolade landet bei jemandem, der Schokolade nicht mag. Das wäre doch traurig, oder?“

Clara nickte ernst. „Das klingt wirklich schlimm,“ gab sie zu. „Aber… was machst du hier, Heinrich?“

Der kleine Elefant lächelte und rückte ein wenig näher. „Ich bin hier, um dich zu beruhigen und dir zu helfen, den schönsten Traum von allen zu finden. Ich bringe jedem Kind in meiner Nähe eine besonders warme und leuchtende Nacht. Und weil du so neugierig bist, dachte ich, ich bleibe heute bei dir.“

Clara kuschelte sich zurück in ihre Decke.

„Was ist das für ein Traum, Heinrich?“

 fragte sie leise, während ihre Augenlider langsam schwerer wurden.

„Das ist ein Geheimnis,“ flüsterte Heinrich. „Aber ich verspreche dir, er wird dich zum Lächeln bringen. Bevor ich dir den Traum schenke, zeige ich dir etwas ganz Besonderes.“

 

 

Traumofant - Kuscheltier von Brian Lorenzo
Traumofant - Brian Lorenzo

Mit diesen Worten streckte Heinrich seinen kleinen Rüssel nach oben, und plötzlich erstrahlte das Zimmer in einem sanften, silbernen Licht. Über Clara schwebten winzige Sterne, die funkelten wie Diamanten. Zwischen ihnen glitt ein sanfter Mondstrahl hindurch, der die Wände ihres Zimmers in magisches Licht tauchte.

„Das sind meine Sterne,“ erklärte Heinrich. „Sie begleiten die Träume, und ich lasse sie heute Nacht für dich leuchten.“

Clara staunte. „Das ist wunderschön,“ flüsterte sie. Doch bevor sie noch etwas sagen konnte, spürte sie, wie ihre Augen langsam zufielen. Heinrich rückte näher und flüsterte: „Schlaf gut, kleine Clara. Morgen wirst du mir von deinem Traum erzählen.“

Doch Clara hörte das nicht mehr. In diesem Moment war sie schon in den Armen eines warmen, glücklichen Traums und flog mit den Sternen über die Wolken – ohne sie durcheinanderzubringen.

Heinrich lächelte zufrieden, wickelte seinen kleinen Rüssel um eine Decke und blieb die ganze Nacht an ihrer Seite. Denn schließlich wusste er besser als jeder andere: Jeder Traum braucht eine Sternenkarte, um sein Ziel zu erreichen.

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