Als Fotograf, Künstler und Geschichtenerzähler ist es mir eine Herzensangelegenheit, Menschen mit meinen Arbeiten zu berühren. Neben meiner Leidenschaft für Bilder erschaffe ich Kindermärchen, die ich auf meiner Facebook-Seite teile. Diese Geschichten entstehen aus meiner Fantasie und dem Wunsch, kleine und große Leser*innen in magische Welten zu entführen – wie in die Geschichte von Opa Bommel und Opa Paschulke, die gemeinsam das Glück suchen.
Was meine Märchen besonders macht, ist, dass sie nicht nur durch Worte lebendig werden. Ich fertige handgemachte Stofftiere, die die Figuren meiner Geschichten zum Leben erwecken und ihnen ein Gesicht geben. Diese liebevoll gestalteten Figuren schenken Trost, Freude und ein kleines Stück Magie. Einige von ihnen haben bereits Kindern in Hospizen ein Lächeln auf die Lippen gezaubert und sind treue Begleiter geworden.
Die Geschichte von Opa Bommel und Opa Paschulke ist eine Erzählung über Freundschaft, über die Suche nach dem wahren Glück und darüber, dass wir oft gar nicht weit schauen müssen, um das Wichtigste im Leben zu finden. Für mich sind Märchen wie diese Brücken in eine Welt, in der alles möglich ist – eine Welt, in der Freundschaft und Zusammenhalt den größten Schatz darstellen.
In der Straße Nummer 7, in dem gurkengrünen Haus mit der Nummer 5, wohnten in der dritten Etage zwei besondere Opas: Opa Bommel und Opa Paschulke. Beide hatten ein Fenster zur Straße, genau nebeneinander, und jeden Morgen begann ihr Tag auf die gleiche Weise.
Sobald die Sonne aufging, rekelten sich beide in ihren Betten, rieben sich die Augen und murmelten: „Guten Morgen, liebe warme Sonne!“ Dann schlurften sie in ihren karierten Pantoffeln in die Küche und kochten sich eine Tasse Kaffee. Pünktlich, wie ein Uhrwerk, öffneten sie ihre Fenster und setzten sich, jeder in seiner Wohnung, mit dem Kaffee ans Fensterbrett.
„Guten Morgen, Herr Paschulke! Wie haben Sie geschlafen?“ rief Opa Bommel jeden Morgen.
„Guten Morgen, Herr Bommel! Wie immer im Liegen – und Sie?“ antwortete Opa Paschulke.
„Natürlich auch im Liegen, und natürlich im Bett!“ scherzte Opa Bommel. Beide lachten, schlürften ihren Kaffee und schauten gemeinsam hinunter auf die geschäftige Straße.
Doch eines Morgens sagte Opa Bommel plötzlich: „Hmmm…“
„Herr Bommel!“ rief Opa Paschulke erschrocken. „Sie haben noch nie ‚Hmmm…‘ gesagt! Sind Sie krank?“
„Nein, Herr Paschulke, ich habe nur nachgedacht“, antwortete Opa Bommel ernst.
„Worüber denken Sie nach?“ fragte Paschulke neugierig.
„Wenn man einen Wunsch frei hätte, um glücklich zu sein, was sollte man sich wünschen?“ fragte Opa Bommel.
Das brachte Opa Paschulke ins Grübeln. „Das ist schwierig…“, begann er, doch dann hellte sich sein Gesicht auf. „Aber im ersten Stock wohnt doch diese freundliche Hexe! Vielleicht weiß sie es.“
Die beiden Opas zogen ihre Bademäntel an, nahmen ihre Kaffeetassen in die Hand und schlurften die Treppe hinunter. Sie klingelten an der Tür der kleinen, freundlichen Hexe. Als sie öffnete, trug auch sie einen Bademantel und hielt eine Kaffeetasse in der Hand.
„Guten Morgen, meine Herren! Was kann ich für Sie tun?“ fragte sie lächelnd.
„Wenn man nur einen Wunsch frei hätte, um glücklich zu sein, was sollte man sich dann wünschen?“ fragte Opa Bommel.
Die Hexe dachte kurz nach, dann zog sie einen glänzenden Zauberstab aus ihrer Manteltasche. Mit einem Zwinkern stupste sie die beiden Opas an die Nase, und plötzlich standen sie in einem riesigen Raum. Mitten im Raum lag ein großes, funkelndes Schwert.
„Das ist der Raum des Ruhmes“, erklärte die Hexe. „Wer sich Ruhm wünscht, wird ein mächtiger General und sein Name wird niemals vergessen. Wollt ihr das?“
Die Opas sahen sich an und sagten gleichzeitig: „Hmmm… lieber nicht. Ruhm bringt doch nur Streit, und das macht sicher nicht glücklich.“
Die Hexe nickte und stupste sie mit dem Zauberstab in den Bauch. Der Raum verschwand, und plötzlich standen sie in einem Saal voller Spiegel. Tausend Spiegelbilder von Herrn Bommel und Herrn Paschulke schauten sie an.
„Das ist der Saal der Schönheit“, sagte die Hexe. „Wer sich Schönheit wünscht, wird immer bewundert und trägt die neueste Mode.“
„Lieber nicht“, sagten die Opas wieder. „Bei so vielen Spiegeln wissen wir doch gar nicht mehr, wer wir wirklich sind!“
Die Hexe lächelte und klopfte ihnen auf den Kopf. Nun standen sie in einem Keller, der mit Gold und Edelsteinen überfüllt war.
„Das ist der Keller des Reichtums“, erklärte die Hexe. „Wer sich Reichtum wünscht, kann sich alles kaufen, was er will.“
„Hmmm… nicht schlecht“, sagte Opa Paschulke. Doch Opa Bommel schüttelte den Kopf: „Man sagt, Glück kann man sich nicht kaufen. Ich glaube nicht, dass Reichtum uns glücklich macht.“
Die Hexe nickte zustimmend und stupste sie auf den Po. Augenblicklich standen die beiden wieder im Treppenhaus. An der Wand zwischen ihren Türen entdeckten sie ein Schild, das sie vorher nie gesehen hatten. Darauf stand:
„Treppenhaus der echten Freundschaft“
Die beiden Opas schauten sich an und lachten. „Hier sind wir genau richtig“, sagte Opa Bommel.
„Ja“, stimmte Opa Paschulke zu. „Freundschaft ist der Wunsch, der wirklich glücklich macht.“
Von diesem Tag an wussten die beiden, dass sie schon alles hatten, was sie brauchten, um glücklich zu sein – ihre Freundschaft.