Dein Weg zum Meisterwerk: Das Rembrandt Porträt Tutorial (Foto & Bearbeitung)
Stell dir vor, du könntest Porträts mit der gleichen dramatischen Tiefe und dem zeitlosen Ausdruck erschaffen, die uns an den Werken Rembrandts so faszinieren – aber mit einem humorvollen, modernen Twist! Klingt kompliziert? Ist es nicht! Dieses Tutorial führt dich praxisnah von der Idee bis zum fertigen Kunstwerk. Entdecke, wie du mit einfachen Mitteln und einer Prise Ironie das berühmte Rembrandt-Licht meisterst, dein Model (oder dich selbst!) mit alltäglichem „Krempel“ kreativ in Szene setzt und deinen Bildern in Lightroom und Photoshop den letzten Schliff verleihst. Bereit für dein eigenes Meister-Porträt mit Augenzwinkern?
Was du für dein Rembrandt Porträt benötigst:
Für dein Projekt im Stil der alten Meister brauchst du nicht viel – hier ist deine Checkliste:
- Kamera & Objektiv: Eine Kamera mit manuellen Einstellungen (DSLR, DSLM) und ein Portraitobjektiv (ideal: 50-85mm Brennweite KB-Äquivalent) sind optimal.
- Lichtformer: Eine Softbox oder ein Beauty Dish, idealerweise mit einem Grid (Wabe), um das Licht gezielt zu lenken. Auch ein Systemblitz mit passendem Aufsatz kann funktionieren.
- Stativ: Besonders für Selbstporträts ein Muss für scharfe Aufnahmen.
- Optional: Abschatter: Ein schwarzer Karton oder Stoff hilft, Kontraste zu verstärken.
- Hintergrund: Ein dunkler Stoff, eine dunkle Wand oder ein Fotohintergrund.
- Styling-Elemente:
- Dunkle, eher schlichte Kleidung als Basis.
- Dein „moderner Krempel“ für den ironischen Twist: Alltagsgegenstände, die du zu Kragen, Kopfbedeckungen oder anderen Accessoires umfunktionierst (z.B. Toilettenpapier, Luftpolsterfolie, Küchenhandtücher, Verpackungsmaterial, Holzkisten – wie in den Beispielen zu sehen!). Sei erfinderisch!
- Software: Adobe Lightroom Classic und Adobe Photoshop.


Schritt 1: Das Fotoshooting – Licht, Pose und Inszenierung für dein Rembrandt Porträt
Das Fundament deines Rembrandt-Looks entsteht bereits beim Fotografieren. Fokus liegt auf dem gezielten Einsatz von Licht und einer bewussten Bildkomposition.
1. Lichtsetup: Das Geheimnis des Rembrandt-Lichts
Ziel ist ein Low-Key Porträt mit dem typischen „Rembrandt-Dreieck“ – einer kleinen, hellen Fläche auf der schattenzugewandten Wange.
- Hauptlicht (Softbox/Beauty Dish + Grid):
- Positionierung: Platziere dein Hauptlicht seitlich, etwa in einem 45°-Winkel zum Model.
- Höhe: Das Licht sollte leicht von oben kommen, sodass der Schatten der Nase das charakteristische Lichtdreieck auf der Wange formt.
- Distanz: Wähle den Abstand so, dass das Licht weich, aber gleichzeitig modellierend wirkt. Hier ist Experimentieren gefragt!
- Abschatter (Negativreflektor):
- Positioniere ihn auf der dem Licht gegenüberliegenden Seite. Er absorbiert Streulicht und sorgt für tiefere, klar definierte Schatten – ein Muss für den dramatischen Rembrandt-Effekt.
- Hintergrundbeleuchtung:
- Prinzip: Dezent bis gar nicht. Ein dunkler, fast mystischer Hintergrund ist das Ziel.
- Akzentlicht (Optional): Ein sehr schwach eingestelltes Streiflicht von hinten kann die Kontur des Models subtil vom Hintergrund lösen. Weniger ist hier definitiv mehr.
- Lichtstimmung: Arbeite auf einen Low-Key Look hin. Das bedeutet: dunkler Hintergrund, minimiertes Umgebungslicht und keine flächige Ausleuchtung.



2. Posing und Ausdruck: Die Seele des Porträts einfangen
Rembrandts Bilder bestechen durch ihre ruhige Intensität und den direkten Blickkontakt.
- Körperhaltung: Klassisch frontal oder leicht seitlich zur Kamera gedreht.
- Kopfhaltung: Der Kopf darf leicht geneigt sein, der Blick sollte jedoch fokussiert und direkt in die Kamera gerichtet sein.
- Gesichtsausdruck: Anzustreben ist ein neutraler bis nachdenklicher, fast melancholischer Ausdruck. Vermeide ein starkes Lächeln; setze auf innere Ruhe und Ernsthaftigkeit.
- Hände (optional): Sind Hände im Bild, sollten sie entspannt wirken – locker gefaltet oder ein passendes Requisit haltend.
3. Styling und Requisiten: Dein Porträt mit modernem Augenzwinkern
Hier kommt der Spaßfaktor ins Spiel! Es geht nicht darum, Rembrandt historisch korrekt nachzustellen, sondern seinen Stil mit einem Augenzwinkern und modernen Alltagsgegenständen neu zu interpretieren. Der „moderne Krempel“ wird zu deinem künstlerischen Material.
- Kleidung als Basis: Wähle eher dunkle, schlichte Oberteile. Die Kleidung sollte nicht von deinen kreativen Accessoires ablenken. Eine interessante Textur kann gut wirken, aber im Vordergrund steht der Kontrast zwischen dem ernsten Look und den skurrilen Requisiten.
- Kragen (Ruff) – Marke Eigenbau 2.0: Das ist deine Bühne für Kreativität!
- Vergiss teure Theaterkragen. Denke an: Toilettenpapier (wie im Beispiel), kunstvoll drapierte Küchenhandtücher, Luftpolsterfolie, alte Zeitungen, zugeschnittenes Verpackungspapier oder sogar eine Halskrause aus Baumwollwatte.
- Das Ziel ist die Form und der Effekt, nicht das Material. Es darf und soll erkennbar sein, dass hier mit Humor und einfachen Mitteln gearbeitet wurde.
- Kopfbedeckung & Accessoires – Zweckentfremdung erwünscht:
- Ein Tuch kann klassisch wirken, aber wie wäre es mit einer umgedrehten Holzkiste (siehe Beispiel), einem Sieb, einem kunstvoll drapierten Geschirrtuch oder anderen Haushaltsgegenständen, die eine interessante Form bieten?
- Der Kontrast zwischen dem ernsten, malerischen Licht und Ausdruck und den alltäglichen, fast banalen Gegenständen erzeugt die gewünschte Ironie.
- Make-up (optional): Bleibt dezent. Ein matter Teint unterstützt den Look, aber der Fokus liegt auf der Inszenierung.


Schritt 2: Bildbearbeitung – Der digitale Feinschliff zum Gemälde-Look
Die RAW-Datei ist im Kasten – jetzt geht es an die digitale Dunkelkammer, um den Rembrandt-Stil zu perfektionieren.
(Empfehlung für Divi: Ein Vorher-Nachher-Bild als Slider wäre hier ideal. Alt-Texte: „Unbearbeitetes RAW Porträtfoto“ und „Bearbeitetes Rembrandt Porträt mit malerischem Look“)
Teil A: Lightroom Classic – Basis-Entwicklung und Farbgebung
🎨 Dein Rembrandt-Look in Lightroom: Step-by-Step Anleitung
🔧 1. Grundeinstellungen im Entwickeln-Modul (RAW-Entwicklung)
- Belichtung: Sollte dank des Setups schon gut passen; nur minimale Korrekturen.
- Kontrast:
+20
bis+30
(für mehr Tiefe). - Lichter:
-40
bis-60
(schützt helle Hautpartien vor dem Ausbrennen). - Tiefen:
+20
bis+30
(holt Details aus dunklen Bereichen und Kleidung). - Weiß:
-10
bis-20
(kontrolliert Spitzlichter). - Schwarz:
-20
bis-30
(für satte Schatten und den typisch dunklen Hintergrund).
🎯 2. Farbgestaltung (Bedienfelder HSL/Farbe und Color Grading)
Das Ziel: Warme Mitteltöne, subtil kühle Schatten und eine insgesamt gedämpfte Farbpalette.
- HSL/Farbe:
- Orange (Haut): Sättigung ca.
-10
bis-15
, Luminanz ca.-10
. - Gelb (z.B. Kragen): Sättigung ca.
-20
, Luminanz ca.-10
. - Blau/Violett (falls vorhanden): Sättigung deutlich reduzieren.
- Orange (Haut): Sättigung ca.
- Color Grading (ersetzt die alte Teiltonung):
- Schatten: Farbton um
210–230
(kühles Blaugrün), Sättigung ca.10–20
. - Mitteltöne: Farbton um
35–45
(Goldgelb/helles Orange), Sättigung ca.20–30
. - Lichter: Farbton um
20–40
(leichter warmer Touch) oder neutral, Sättigung0–10
. - Balance-Regler: In Richtung Schatten verschieben (ca.
-20
bis-30
), um den kühlen Tönen mehr Präsenz zu geben.
- Schatten: Farbton um
🖌️ 3. Lokale Anpassungen (Maskierungswerkzeuge: Pinsel, Radial- & Verlaufsfilter)
- Gesicht betonen (Radial-Filter):
- Ellipse über das Gesicht ziehen.
- Belichtung:
+0.2
bis+0.3
. - Klarheit:
+5
bis+10
. - Struktur:
-5
bis-10
(für weichere Haut). - Temperatur: Leicht wärmer einstellen.
- Kleidung/Accessoires hervorheben (Pinsel):
- Highlights auf Stoffen ggf. abdämpfen.
- Klarheit und Struktur dezent erhöhen (
+5
bis+10
) für mehr Textur.
- Hintergrund optimieren (Verlaufs- oder Radialfilter):
- Belichtung um
-0.3
bis-0.5
reduzieren. - Ggf. leichten Farbstich (z.B. Braun) hinzufügen.
- Belichtung um
🪶 4. Globale Effekte und Schärfe (Bedienfelder Effekte und Details)
- Klarheit (global):
+5
bis+10
(behutsam einsetzen). - Struktur (global):
0
oder leicht negativ (bis-10
) für einen weicheren, malerischen Gesamteindruck. - Dunst entfernen:
-5
bis-10
(ins Negative!) – dies erzeugt eine weichere, fast gemäldeartige Wirkung. - Vignette (Effekte > Post-Crop Vignettierung):
- Stärke:
-20
bis-30
. - Mittelpunkt: Enger um das Gesicht zentrieren.
- Weiche Kante: Hoch einstellen für einen natürlichen Übergang.
- Stärke:
🖼️ 5. Optional: Körnung für den authentischen Look
- Körnung (Effekte-Bedienfeld):
- Stärke:
20–25
. - Größe:
15–20
. - Unregelmäßigkeit:
50–60
. Das simuliert die feine Textur eines alten Gemäldes oder einer analogen Fotografie.
- Stärke:
Teil B: Photoshop – Künstlerische Verfeinerung und Texturen
Für den finalen, unverwechselbaren Gemälde-Charakter wechseln wir zu Photoshop. (Tipp: Bild aus Lightroom als Smartobjekt in Photoshop öffnen: Foto > Bearbeiten in > In Adobe Photoshop als Smartobjekt öffnen...
).
🎨 Photoshop-Techniken für den „Alte Meister“-Look
-
Ölfarben-Effekt (Filter „Ölfarbe“)
- Dupliziere deine Bildebene oder arbeite mit Smartfiltern.
- Wähle
Filter > Stilisierungsfilter > Ölfarbe...
. - Stilisierung:
2–3
. Sauberkeit:4–6
. Skalierung: Klein (z.B.0.1–1.0
). Borstendetails: Niedrig (0-2
). Beleuchtung deaktivieren oder sehr subtil einstellen. - Reduziere die Deckkraft dieser Ebene (z.B.
50-70%
) oder experimentiere mit Füllmethoden wieWeiches Licht
oderLuminanz
, um den Effekt harmonisch ins Bild zu integrieren.
-
Textur-Überlagerung (Leinwand oder Papier)
- Besorge dir eine hochauflösende Textur (Leinwand, altes Papier – z.B. von Unsplash, Rawpixel).
- Lege die Textur als neue Ebene über dein Bild.
- Ändere die Füllmethode der Texturebene zu
Multiplizieren
,Ineinanderkopieren
oderWeiches Licht
. - Passe die Deckkraft an (oft
20-70%
). - Nutze eine Ebenenmaske, um die Textur gezielt zu steuern.
-
Dodge & Burn: Plastizität durch Licht und Schatten
- Erstelle eine neue Ebene, gefüllt mit 50% Grau (
Bearbeiten > Fläche füllen > Inhalt: 50% Grau
), und setze die Füllmethode aufWeiches Licht
. - Verwende das Abwedler- (Dodge) und Nachbelichter-Werkzeug (Burn) mit geringer Belichtung (5-15%) und weichen Kanten oder male direkt mit Weiß (aufhellen) und Schwarz (abdunkeln) auf dieser grauen Ebene.
- Betone so gezielt Lichter (Stirn, Nasenrücken, Wangenknochen) und vertiefe Schatten, um mehr Dreidimensionalität zu erzeugen.
- Erstelle eine neue Ebene, gefüllt mit 50% Grau (
-
Farbkorrekturen (Einstellungsebenen: Gradationskurven & Farbbalance)
- Gradationskurven: Eine sanfte S-Kurve im RGB-Kanal für subtilen Kontrast. Im Rotkanal die Mitteltöne leicht anheben (wärmere Haut). Im Blaukanal die Tiefen leicht absenken (kühlere Schatten).
- Farbbalance: Schatten: Tendenz zu Blau/Cyan. Mitteltöne: Tendenz zu Rot/Gelb. Lichter: Evtl. ein Hauch Gelb. Hier gilt: Weniger ist oft mehr.
-
Hintergrund malerisch gestalten (Optional)
- Sollte der fotografierte Hintergrund noch zu „perfekt“ sein:
- Erstelle eine neue Ebene.
- Nutze weiche, texturierte Pinsel (z.B. Aquarell-, Kohlepinsel) und male mit dunklen, gedeckten Farbtönen (Braun, Grün, Grau) und reduzierter Deckkraft einen unregelmäßigen, „gemalten“ Hintergrund.
-
Finaler Akzent: Sanfter Schein (Optional)
- Erstelle eine neue Ebene.
- Wähle mit dem elliptischen Auswahlwerkzeug den Kopf-Schulter-Bereich aus (weiche Kante!).
- Fülle die Auswahl mit einem radialen Verlauf von einem warmen Goldton (Mitte) zu Transparent (Außen).
- Setze die Füllmethode auf
Weiches Licht
oderFarbig abwedeln
und reduziere die Deckkraft stark (z.B.10-20%
).
Fazit: Dein Weg zum eigenen Rembrandt-Porträt
Dieses Tutorial hat dir die Werkzeuge und Techniken an die Hand gegeben, um Porträts im Stil Rembrandts zu erschaffen. Das Wichtigste ist jedoch deine eigene Kreativität. Sieh diese Anleitung als Ausgangspunkt und Inspiration. Experimentiere mit Licht, Posen, Styling und den vielfältigen Möglichkeiten der digitalen Bildbearbeitung.
Erschaffe Porträts, die nicht nur technisch überzeugen, sondern auch eine Geschichte erzählen. Viel Freude und Erfolg dabei, deinen eigenen Meisterwerken Leben einzuhauchen!
