Als Fotograf, Künstler und Geschichtenerzähler liebe ich es, die Grenzen der Fantasie auszuloten und mit meinen Arbeiten ungewöhnliche Geschichten zu erzählen. Neben meiner Fotografie schreibe ich auch Märchen, die ich auf meiner Facebook-Seite teile. Diese Geschichten entspringen meiner Leidenschaft, kleine und große Leser*innen in skurrile, humorvolle und magische Welten mitzunehmen – so wie die Geschichte von Carlos, der Ratte, und Tina, der Badematte.
Besonders am Herzen liegt mir, dass meine Märchen durch ihre Eigenwilligkeit überraschen und ein Lächeln auf die Gesichter zaubern. Mit Witz und Fantasie lasse ich Figuren lebendig werden, die in ihrer Ungewöhnlichkeit eine Botschaft tragen: Liebe, Leidenschaft und Abenteuer kennen keine Grenzen. Dabei kombiniere ich gerne verschiedene Kunstformen – von Stofftieren, die Geschichten greifbar machen, bis hin zu Fotografien, die Momente einfangen, die eine ganz eigene Geschichte erzählen.
Die Geschichte von Carlos und Tina ist eine dieser skurrilen Erzählungen, die zeigen, dass selbst in einem scheinbar banalen Badezimmer die ganz große Liebe entstehen kann. Für mich sind Märchen mehr als nur Worte – sie sind humorvolle Brücken in eine Welt, in der Fantasie und Realität verschmelzen. Solche Geschichten teile ich gerne mit allen, die bereit sind, sich auf eine ungewöhnliche Reise einzulassen.
Die Romanze zwischen Carlos, der Ratte, und Tina, der Badematte, war wild und ungestüm – ein Feuer, das nur eine Nacht loderte, aber in seiner Glut das Höllenfeuer selbst übertraf. Schon als Carlos seine sorgsam gepflegten Barthaare durch den schmalen Spalt zwischen dem kalten Weiß des Porzellans und dem stumpfen Plastik des Toilettendeckels schob, raste sein Herz. Es schlug wie das Getrappel von tausend wilden Hengsten, die über staubige Ebenen jagten.
Und dann sah er SIE. Da lag sie – flach, rund, warm und feucht. Tina, die Badematte. Ihr Fell war struppig, genauso wie das seine, und sie roch nach Duschgel, nach Wärme und einem Hauch ungezähmter Leidenschaft. Für Carlos gab es in diesem Moment keine Zweifel: Sie war die Eine.
Mit einem kraftvollen Sprung landete Carlos vor Tina. Seine sehnigen Beine federten die Landung ab, und noch während er sich aufrichtete, begann er, seinen athletischen Körper nach links und rechts zu werfen. Wasserperlen sprühten von ihm ab, ein funkelnder Regen aus glitzernden Diamanten, der auf Tinas weiche Oberfläche niederprasselte.
Tina spürte, wie sich ihre Wollfusseln bei diesem Anblick aufrichteten, während ein lüsterner Schauer durch ihr Trägergewebe zog, tief verborgen unter ihren Polyacrylhaaren. Bis Carlos das vom Mondlicht erhellte Bad betrat, hatte Tina nicht geglaubt, dass jemand ihrer Rutschfestigkeit gefährlich werden könnte. Doch nun war sie sicher: Dies war die Ratte, auf die sie gewartet hatte. Der Prinz, der ihren gesteppten Rand zum Kräuseln bringen würde.
Es war nicht die Fußbodenheizung, die Tina wärmte, sondern das Brennen einer ungehemmten Leidenschaft. Carlos näherte sich ihr mit Bedacht, seine Pfoten schwebten einen Moment über ihrer Oberfläche, bevor er sie mit seiner rechten Pfote das erste Mal berührte. In diesem Moment schoss ein kleiner elektrischer Funke aus Tinas sehnenden Flusen. Es war, als hätte die Welt kurz den Atem angehalten, um diesem Augenblick beizuwohnen – der ersten Berührung.
Was folgte, war ein Urknall der Begierde. Tina wickelte sich voller Hingabe um Carlos‘ Körper, während er sich tief in ihre weiche Oberfläche vergrub. Das Bad wurde erfüllt vom Quietschen einer wollüstigen Ratte und dem hemmungslosen Flattern einer nach Vereinigung fordernden Badematte.
Die Stunden dieser Nacht vergingen wie im Rausch. Es war eine Symphonie aus Leidenschaft und Hingabe, die selbst das Mondlicht im Badezimmer beschämt in die Schatten treten ließ. Tina, die stets kühl und feucht war, glühte vor Wärme, während Carlos sich in ihr verlor.
Doch jede Nacht hat ihren Morgen. Als die ersten Sonnenstrahlen ins Badezimmer fielen, lagen Carlos und Tina erschöpft, aber glücklich nebeneinander. Für Carlos war klar: Diese Nacht würde er nie vergessen. Und Tina wusste, dass sie gefunden hatte, was sie immer gesucht hatte – jemanden, der ihr kühles Gewebe mit Liebe und Wärme erfüllte.
Die Tage vergingen, und aus ihrer wilden Romanze erwuchs ein Wunder. Heute war der Tag gekommen, an dem „Fred“ schlüpfte, das gemeinsame Kind von Carlos und Tina – eine Mischung aus wolligen Fäden und feinem Rattenfell.
Fred war der Beweis dafür, dass Liebe selbst steinerne Grenzen überwinden kann. Die Romanze zwischen Carlos und Tina mag ungewöhnlich erscheinen, doch wie Romeo einst sagte: „Denn steinerne Grenzen können Liebe nicht fernhalten, und was Liebe kann, das wagt Liebe zu versuchen.“ Und Tina, die Badematte, hätte wohl hinzugefügt: „Meine Freigebigkeit ist so grenzenlos wie das Meer, meine Liebe so tief. Je mehr ich dir gebe, desto mehr habe ich, denn beide sind unendlich.“