Lasst mich Euch ein Märchen von einem furcheinflössenden Drachen erzählen…
Über mich
Als Fotograf, Künstler und Geschichtenerzähler liebe ich es, mit meiner Arbeit Menschen zu berühren. Neben meinen Bildern schreibe ich Kindermärchen, die ich auf meiner Facebook-Seite teile. Diese Geschichten entspringen meiner Fantasie und dem Wunsch, kleine und große Leser*innen in magische Welten zu entführen – wie die Abenteuer der kleinen Spinne Gisela.
Besonders am Herzen liegt mir, dass meine Märchen nicht nur durch Worte lebendig werden. Mit viel Liebe und Kreativität fertige ich handgemachte Stofftiere, die den Figuren aus meinen Geschichten ein greifbares Gesicht verleihen. Sie schenken Trost, Freude und ein kleines Stück Magie. Einige dieser Kreationen habe ich an Kinder in Hospizen verschenkt, um ihnen in schwierigen Zeiten ein Lächeln zu schenken und Momente des Glücks zu schaffen.
Isabella ist ein kleines Elefantenmädchen, das mit ihren beiden Müttern in ein düsteres, altes Haus zieht. Dort hat sie das Gefühl, dass sie von etwas beobachtet wird – bis zu ihrem Geburtstag, an dem ein magisches Geschenk ihr Leben verändert. Dieses Märchen erzählt von Mut, Freundschaft und davon, dass auch das Gruseligste manchmal einfach nur anders ist, als wir es erwarten.
Das alte Haus und die Schatten
Vor dem Fenster von Isabellas Zimmer stand ein alter knorriger Baum, dessen Zweige bei Vollmond unheimliche Schatten an die Wand warfen. Der Wind ließ die Schatten tanzen, und das alte Haus, in das Isabella vor wenigen Wochen mit ihren Müttern gezogen war, knarrte und ächzte. Isabella mochte das Haus von Anfang an nicht. Es war düster, voller dunkler Ecken, und sie hatte ständig das Gefühl, aus den Schatten beobachtet zu werden.
Eigentlich war Isabella ein fröhliches Elefantenmädchen. Sie sang, tanzte und lachte viel. Aber hier im Haus fühlte sie sich ständig unwohl. Einmal hatte sie Schritte hinter sich gehört, die auf dem knarrenden Flur direkt hinter ihr endeten. Als sie sich umdrehte, war da niemand. Ein anderes Mal war ihre Puppenstube umgebaut – das Puppenbett stand plötzlich im Wohnzimmer, und eine Puppe, mit der sie nie spielte, war hinter dem Schrank versteckt. Isabella spürte, dass etwas im Haus anders war.


Ein Geschenk mit Drachenschwanz
An ihrem Geburtstag wachte Isabella auf, als die Sonne durch die Äste des knorrigen Baums schien. Neben ihrem Bett lag ein Geschenk. Neugierig riss sie es auf und fand eine Mütze mit einem langen Drachenschwanz. Ihre Mütter hatten sie genäht – aus braunem Fell mit blauen Zacken bis zur Schwanzspitze.
Sofort setzte Isabella die Mütze auf. Ihre Elefantenohren ragten links und rechts heraus, und sie sah wirklich wie ein kleiner Drache aus. Freudestrahlend stürzte sie in die Küche, wo ihre Mütter schon den Frühstückstisch gedeckt hatten. „Rarrr, rarrr!“ rief Isabella und stampfte lachend um den Tisch. Sie liebte die Mütze vom ersten Moment an.
Den Tag verbrachte sie mit ihren Müttern, die weiter am alten Haus arbeiteten. Isabella stampfte, hüpfte und brüllte: „Rarrr, rarrr!“ Zum ersten Mal fühlte sie sich mutig und stark. Als der Abend kam, saß sie zufrieden vor dem knisternden Kamin und trank einen warmen Kakao.
Das Weinen in der Nacht
Nach einem schönen Tag brachte ihre Mütter sie ins Bett. Isabella durfte die Drachenschwanz-Mütze aufbehalten und fühlte sich sicher. Doch kaum war es dunkel, hörte sie ein leises Weinen in ihrem Zimmer. Isabella war erschrocken. Das konnte nicht sein – heute war doch alles so schön gewesen!
Mit klopfendem Herzen nahm sie all ihren Drachenmut zusammen. „Warum weinst du?“ fragte sie leise in die Dunkelheit. Zuerst kam keine Antwort. Dann hörte sie eine leise Stimme: „Du bist ein Monster!“
Verwirrt setzte sich Isabella auf. „Ich bin kein Monster!“ flüsterte sie. In der dunklen Ecke des Zimmers sah sie plötzlich ein fast durchsichtiges Mädchen, das ein Stück über dem Boden schwebte. Das Gespenst hatte eine Stupsnase, lange fließende Haare und sah genauso alt aus wie Isabella.
Ein unsichtbares Mädchen namens Trude
„Ich bin Trude“, sagte das Gespenst und schniefte. „Ich war so froh, dass ihr hier eingezogen seid. Endlich war ich nicht mehr allein. Ich habe dir zugeschaut, mit deinen Puppen gespielt und gehofft, dass wir Freunde werden. Aber heute hast du dich in einen Drachen verwandelt. Ich hatte solche Angst vor dir!“
Isabella staunte. „Du warst das also die ganze Zeit? Du hast mich beobachtet und mit den Puppen gespielt?“ Trude nickte. „Ja, ich wollte nur nicht mehr alleine sein“, sagte sie leise. „Aber heute hattest du Angst vor mir?“ fragte Isabella erstaunt. Beide Mädchen mussten plötzlich lachen.

Mutige freundschaft
„Dann brauchen wir beide ja keine Angst mehr voreinander zu haben!“ schlug Isabella vor. „Aber weißt du was? Lass uns beide Monster sein, die keine Angst haben müssen!“ Trude strahlte vor Freude. „Au ja!“
Die beiden Mädchen spielten bis spät in die Nacht. Isabella rief: „Rarrr, rarrr!“ und stampfte durchs Zimmer, während Trude ihr lachend folgte. Der Staub rieselte von der Decke, und der Fußboden knarrte laut. Schließlich krochen sie unter die Bettdecke, erzählten sich Gruselgeschichten und schliefen zusammen ein.
Von diesem Tag an hatte Isabella nie wieder Angst im Haus. Denn sie wusste: Es war nur Trude – und Trude war ihre beste Freundin.

Information: Über Isabella das Kuscheltier
Isabella ist jetzt auch als handgemachtes Kuscheltier erhältlich:
- Größe: 35 cm
- Drachenschwanz: 28 cm lang
- Besonderheit: Leuchtende Sterne auf dem graublauen Fell
- Material: Kuscheliges Teddybärenfell und blaue Zacken aus einer alten Jeans
- Extra: Wenn man an der Schnur auf ihrem Rücken zieht, spielt sie „Für Elise“ von Beethoven.
Manchmal verstecken sich hinter Monstern Freunde
und hinter Angst wartet der Mut.